Digitalisierung: Schweizer Banken bleiben gefordert
Die Schweizer Banken sind gut, aber nicht sehr gut für die digitale Transformation gerüstet, so das Ergebnis einer aktuellen Studie. Wo finden sich Verbesserungspotenziale?
«Digital Pulse Check 3.0 – Schweiz vs. Europa»: so lautet der Titel einer aktuellen Studie, die in Zusammenarbeit des Swiss Finance Institute mit dem Beratungsunternehmen zeb entstand. Die zentrale Fragestellung des Papiers war, welchen digitalen Reifegrad die Schweizer Banken im europäischen Vergleich aufweisen. Dem legt die Studie vier Elemente zugrunde: Bei der Digitalisierungsstrategie haben die Schweizer Banken gegenüber ihren EU-Pendants die Nase vorn, ebenso wie beim Thema Management und Organisation; die EU-Banken hingegen punkten beim Geschäftsmodell und im Bereich Prozesse, Daten und IT. Am Ende gleichen sich die Unterschiede beinahe vollständig aus, beim summierten Reifegrad liegt die Schweiz ganz knapp vor der EU.
Die Autorinnen und Autoren der Studie entnehmen ihren Daten drei wesentliche Erkenntnisse bezüglich der Digitalisierung:
1. Schweizer Banken verfolgen einen intelligenten «Fast Follower Approach».
Obwohl sie das disruptive Potenzial der Digitalisierung sehr wohl erkennen, nehmen sich die Schweizer Banken ihre Zeit bei der Umsetzung. Dieser Ansatz kann sich als grosser Vorteil erweisen, da er ermöglicht, aus den Fehlern der Pioniere in diesem Bereich zu lernen. Allerdings warnt die Studie vor dem sogenannten «Kodak-Effekt»: Auch der ehemalige amerikanische Fotografie-Branchenführer hatte sehr wohl realisiert, welche bahnbrechende Auswirkungen die Digitalisierung haben. Aber er verpasste es, rechtzeitig mit konkreten Angeboten darauf zu reagieren. Genau das gilt es zwingend zu verhindern, wenn die Schweizer Banken nicht von der Realität überholt werden möchten.
2. Banken müssen ihre Mitarbeitenden mitnehmen.
Auch in diesem Zusammenhang sieht die Studie Handlungsbedarf. Viele Bankmitarbeitende haben demnach noch Berührungsängste mit der digitalen Zukunft, nicht zuletzt aus Sorge um den eigenen Arbeitsplatz. Hier nehmen die Studienautorinnen und -autoren vor allem das Management in die Pflicht: Es brauche echte Leader-Persönlichkeiten, welche die Mitarbeitenden für den digitalen Weg begeistern. Dazu gehört auch, sie mit den Skills und dem Know-how auszustatten, das für den zukünftigen Erfolg notwendig ist.
3. Banken müssen ihre Organisationsstruktur radikal überdenken.
Die Schweiz verfügt über eine lange Tradition und damit über fest etablierte Strukturen und Regeln. Aufgabengebiete sind klar abgesteckt, was bereichsübergreifendes Handeln oftmals erschwert. Gerade die strikte Trennung von IT- und Fachabteilungen erweist sich für Digitalisierungsprojekte als wenig förderlich: Die Bereiche arbeiten den Erkenntnissen der Studie zufolge häufig jeweils an eigenen Lösungen, statt die am besten geeigneten Arbeitskräfte miteinander zu vernetzen. So haben die Autorinnen und Autoren keine Schweizer Bank ausfindig machen können, die sich vom hierarchischen Top-Down-Prinzip verabschiedet und stattdessen ein zeitgemässes Netzwerk-Modell einführt.
Weitere Informationen zur Studie sowie einen Download-Link finden Sie hier.